Bedarfsgerecht – was heißt das überhaupt?
Hast Du Dich schon mal gefragt, ob das Futter das Du Deinem Liebling fütterst wirklich alles abdeckt. Ist Dein Hund tatsächlich mit allen Nährstoffen versorgt ist die er wirklich braucht?
Theoretisch sollte das Nass- oder Trockenfutter alle wichtigen Nährstoffe abdecken damit er ein gesundes und langes Leben führen kann.
Aber was heißt eigentlich bedarfsgerecht?
Einfach ausgesagt heiß es das dein Hund bekommt alle Nährstoffe angepasst an Alter, Gewicht, Aktivitätslevel, Gesundheitszustand und anderen Faktoren. Kein Hund ist wie der andere, und so unterschiedlich wie ihre Persönlichkeiten sind, so verschieden sind auch ihre Bedürfnisse.
Viele Fertigfutter enthalten zahlreiche Zusatzstoffe. Dadurch ist ein Mangel an Nährstoffen eher unwahrscheinlich. Eine Überversorgung kommt dagegen häufiger vor.
Allerdings ist es nicht nur wichtig, dass Dein Hund alle Nährstoffe bekommt die er benötigt, bedarfsgerecht heißt auch, dass die Verhältnisse genau passen. Darauf gehe ich gleich noch genauerer ein.
Schauen wir uns erst einmal an was für Nährstoffe dein Hund braucht
Energie
Energie ist nötig, um die Körperwärme aufrechtzuerhalten. Sie unterstützt alle Körperfunktionen wie Herzschlag, Atmung, Verdauung und Zellerneuerung.
Ein junger Hund hat einen durch er sich ggf. noch im Wachstum befindet und durch einen höheren Bewegungsdrang einen deutlich höheren Energiebedarf wie ein alter Hund.
Fast alle Nahrungsmittel liefern Energie. Am meisten steckt sie in Fett, aber auch Fleisch, Gemüse und Kohlenhydrate.
Leider ist der Energiegehalt bei vielen Fertigfuttern oftmals zu niedrig.
Das heißt, dein Liebling kann noch Hunger haben und das kann eine Ursache sein, wenn er auf der Straße viel Mist frisst.
Eiweiß/Protein
Im Fleisch ist je nach Tierart ca. 18-22% Protein, 75% Feuchtigkeit und ca. 3-7% Fett enthalten. Umso höher der Proteingehalt im Fleisch ist umso niedriger ist dann der Fettgehalt.
Bei der Verstoffwechslung von Protein entstehen im Körper Zellgifte. Ammoniak und Schwefelwasserstoff werden in der Leber in Harnstoff umgewandelt.
Muskelfleisch wird vom Hund in der Regel gut verdaut. Der Nährstoffgehalt ist jedoch niedriger als in Organen wie Leber oder Herz.
Es gibt hochwertiges Protein z.B. Muskelfleisch, Herz, Leber und Niere das eine gute Verdaulichkeit hat.
Und schwer verdauliches Protein wie Euter, Schlund, Milz, Lunge und Pansen (besonders großgezüchteten Tieren wie Kühen).
Bei kleinen Tieren wie z.B. vom Reh, Ziege oder Schaf kann ein Pansen mit Inhalt (vorverdautes Grün) dieser sogar gut sein.
Ein Mangel an hochwertigem Protein kann zu einer eingeschränkten Zell-Regeneration und Enzymmangel führen. Symptome können: Appetitlosigkeit, Infektanfälligkeit, Fell ist stumpf und brüchig und Durchfälle sein.
Ist der Proteingehalt über einen längeren Zeitraum zu hoch kann das eine Belastung für Leber, Niere und Gehirn/ZNS sein.
Minderwertiges und schwer verdauliches Protein kann unverdaut in den Dickdarm gelangen. Dort kann es die Darmflora (Dysbakterie) stören und zu weichem Kot, Blähungen oder Clostridien führen
Verhältnis Energie und Protein
Das Verhältnis von Energie und Protein nennt man PEQ (Protein Energie Quotient). Wissenschaftler empfehlen ca. 12 g Eiweiß in 1 MJ-Energie, das kann man errechnen, wenn man Protein durch Energie (unbedingt in MJ) teilt. Passt dieser nicht bzw. ist dieser zu hoch können mögliche Folgen Aggressivität und Hyperaktivität sein.
Calcium
Auch Kalzium genannt ist ein lebenswichtiger Mineralstoff und spielt eine zentrale Rolle für starke Knochen und Zähne, die Blutgerinnung sowie die Funktion von und Nerven.
Sowie lebenswichtige Funktionen wie Herzschlag, Muskeln und Nervenleitung.
Etwa 98 % des Calciums im Körper befinden sich in den Knochen, der Rest in Blut, Gewebe und Organen. Ein Calciummangel (Hypokalzämie) lässt sich im Blut oft schwer erkennen, da der Körper bei Bedarf Calcium aus den Knochen mobilisiert.
Knochen, Knochenmehl, Calciumcitrat und andere Calciumverbindungen sind gute Calciumquellen. Eierschalen und Algenkalk enthalten Calciumcarbonat, das zwar Calcium liefert, aber vom Körper schlechter aufgenommen wird und von Magensensiblen Hunden oft nicht gut vertragen wird.
Der Calciumgehalt ist in vielen Fertigfuttern leider zu hoch, das kann zu einer schlechten Futterverwertung, Nierenerkrankung, Schilddrüsenunterfunktion, Verdauungsstörungen, Organverkalkungen, Verstopfung, Erbrechen sowie Muskelschwäche führen.
Die meisten Hunde haben eine Laktoseintoleranz deshalb ist eine Supplementierung mit Milch keine gute Idee!
Phosphor
Ist ein wichtiger Mineralstoff, der im Körper vor allem in den Knochen und vorkommt,
wo er mit Calcium zusammenarbeitet. Er ist auch ein Teil der DNA und hilft dabei, Energie in den Zellen zu erzeugen. Phosphor spielt eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung, der Nervenübertragung, der Muskelbewegung und der Hormonproduktion. In großen Mengen findet man Phosphor in Fleisch und Knochen, aber auch Getreide und Pseudogetreide enthalten ihn.
Phosphor wird auch über die Nieren ausgeschieden, ein zu hoher Phosphorgehalt kann ebenfalls zu einer Nierenbelastung führen.
Calcium und Phosphor Verhältnis
Das richtige Verhältnis von Calcium (Ca) zu Phosphor (P) ist entscheidend:
Für ausgewachsene Hunde sollte das Verhältnis bei etwa Ca 1,1 – 2 : P 1 liegen, optimal sind 1,5 : 1
Für Hunde im Wachstum liegt das ideale Verhältnis bei Ca 1,3 – 1,5 : P 1.
Wichtig ist auch der Zusammenhang mit Vitamin D.
Vitamin D spielt eine zentrale Rolle im Knochenstoffwechsel und hilft dem Körper, Calcium besser aufzunehmen.
Fett
Dir ist bestimmt die Bezeichnung Rohfett auf einem Fertigfutter aufgefallen.
Es repräsentiert die enthaltenen Fette und damit den Energiegehalt des Futters bei Fertigfutter.
Eine Mindestmenge von 5 % in der Ration ist notwendig. Je nach Aktivität deines Hundes sollten 8 bis 12 % Fett gefüttert werden. Bei Leistungshunde sogar bis zu 20 %.
Doch Achtung, zu schnell zu viel Fett führt leicht zu einer Pankreatitis!
Fett ist bei Hunden vorrangig Energiegewinnung, mit einem Brennwert mit ca. 39 KJ/g
gut doppelt so hoch als bei Kohlehydraten und sogar bei Protein.
Es ist notwendig für Zellaufbau, Hormonbildung, Aufnahme fettlöslicher Vitamine.
Verhältnis Omega 3:6
Omega 3
Alpha-Linolensäure = n-3-Fettsäuren-Familie
Enthalten in: Fischöl oder Algenöl
Wirkt entzündungshemmend!
Die Umwandlung von pflanzlichen Omega 3 ist für Fleischfresser unbedeutend, das heißt Leinöl reicht als Omega 3 Versorgung NICHT aus.
Omega 6
Linolsäure = n-6-Fettsäuren-Familie
Enthalten in: Distel-, Sonnenblumenöl, Geflügel- und Schweinefett
Wirkt eher entzündungsfördernd!
Wichtig: Bei Haut- und Fellprobleme und Allergien kann ein ausgeglichenes Omega 3:6 schon eine Hilfe sein. Natürlich ist bei solchen Fällen immer eine genaue Anamnese notwendig!
Feuchtigkeit
Ist wichtigster „Nährstoff“ überhaupt! Nicht nur wir Menschen bestehen zu 50% – 80% aus Wasser, sondern auch unsere Hunde.
Unser Blut ist für den Transport von Sauerstoff, Nährstoffen und anderen wichtigen Stoffen im Körper verantwortlich ist.
Genug Feuchtigkeit ist wichtig damit wir die Körpertemperatur halten können, für die Verdauung und den gesamten Stoffwechsel.
Die meiste Aufnahme folgt übers Fressen und über Trinken. Trockenfutter besonders problematisch, weil schlecht trinkende Tiere und besonders Welpen und alte Tiere schnell dehydrieren. Mehr zum Thema Trockenfutter in meinem letzten Blog Artikel.
Ein Mangel an Feuchtigkeit kann zu Blasensteinen und Nierenschäden führen.
Auch die Zellaktivität wird erheblich reduziert – ganz gleich, ob es sich um Haut-, Magen-, Leber-, Nieren-, Herz- oder Gehirnzellen handelt.
Bei einer zellulären Dehydratation können die Abfallstoffe grundsätzlich nicht mehr richtig entsorgt werden.
Verhaltensauffälligkeiten und Organerkrankungen können die Folge sein. Erhöhte Werte von Hämatokrit, Erythrozyten und Hämoglobin zeigen häufig im Blutbild.
Wasserabgabe über Pieseln, Kot, Erbrechen, Hecheln (darüber geht gerade bei so heißen Temperaturen viel Feuchtigkeit verloren)
Achtung: Bei Durchfall geht auch sehr viel Feuchtigkeit und auch Elektrolyte verloren das kann gerade bei Welpen und alten Tieren schnell zum Problem führen.
Sollte der es nicht besser werden spätestes nach 2 Tagen zum Tierarzt gehen!
Kohlenhydrate & Rohfaser
Werden im Körper zu Glukose (Zucker) umgewandelt und liefern Energie.
Sie stecken in allen Pflanzen wie Obst, Gemüse und Kräuter und besonders in Energiedepots der Pflanzen: Getreide, Reis, Kartoffel, Maniok, etc. in Form von Stärke.
Andere Arten von Kohlenhydraten sind:
- Monosaccharide: Glukose (im Blut, Blut, Milch, Euter), Fruktose (in Obst, Honig und einigen Gemüsesorten) und Galaktose (hauptsächlich in Milch und Milchprodukten)
- Disaccharide: Rübenzucker, Rohrzucker, Milchzucker, Malzzucker
- Polysaccharide: Stärke, Zellulose, Lignin, Glykogen, etc.
Gemüse liefert essenzielle Ballaststoffe und fördern Verdauung und eine gesunde Darmflora.
Wichtig dabei ist das das Gemüse entweder gekocht oder püriert gefüttert werden muss.
In der freien Natur frisst der Wolf die Rohfaser im vorverdauten Darminhalt der Beute, um alle Nährstoffe aufzunehmen.
Mein Artikel ist (mal wieder) sehr ausführlich geworden. In meinem nächsten Blog-Artikel geht’s dann um Rationserstellung von Frischem Futter.
Foto von Melody_ART von Pixabay