Trockenfutter – praktisch & gesund oder nur Fast Food?
Was ist eigentlich Trockenfutter
Trockenfutter gehört zu den beliebtesten Fütterungsarten bei Hunden und auch bei Katzen – vor allem, weil es einfach und vor allem praktisch in der Handhabung ist.
Doch was steckt wirklich drin?Trockenfutter wird meist aus verschieden Mehlen hergestellt. Dafür werden die verschiedenen Zutaten wie Fleisch, Gemüse, Getreide, Kräuter und Fette getrocknet und gemahlen.
Leider sind die Hauptbestandteile sind oft Getreide oder Kartoffeln – ohne diese wäre die typische feste Krokette nicht formbar.
Welche Arten von Trockenfutter gibt es?
Der Markt bietet viele Varianten:
- Extrudiert (häufigste Methode, unter hohem Druck & Hitze hergestellt)
- Gebacken
- Kaltgepresst
- Halbfeucht (nur mit Konservierungsstoffen haltbar)
- Getreidefrei
- Vegetarisch und Vegan
- Mit hohem Fleischanteil (z. B. 80 %)
- Mit speziellen Zusätzen wie Inulin (für die Darmflora)
Vorteile von Trockenfutter
- Gute Werbeversprechen
- Kaum Aufwand bei der Fütterung
- Gute Lagerfähigkeit, auch auf Reisen
- Weniger Geruch als Nassfutter
- Platzsparend und wenig Verpackungsmüll
- Wird (leider) häufig von Tierärzten empfohlen
- „Zahnpflege“ durch Kauen (wobei dieser Effekt stark umstritten ist)
- Oftmals Preisgünstiger wie Nassfutter
Nachteile von Trockenfutter
- Hohe Verarbeitungstemperaturen zerstören viele natürliche Nährstoffe
- Nährstoffdefizite, die durch Zusätze ausgeglichen werden müssen und oftmals ganz fehlen
- Unklare geschlossene Deklarationen wie z.B. Geflügelprotein
- Oftmals zu viel Protein
- Salzgehalt oft hoch – problematisch bei Welpen & älteren Hunden
- Hat keine Feuchtigkeit das kann es schnell zu Dehydrierung führen. Speziell bei Welpen & älteren Hunden. Problem Blasensteine und Nierenschäden.
- Fette müssen stabilisiert werden – oft mit Konservierungsstoffen wie BHA und BHT
- Geringe Futtermenge – meist nur 1 % des Körpergewichts, dadurch schnelle Überfütterung
- Futtermilben können Allergien auslösen
- Häufig nicht nachvollziehbare Inhaltsstoffe (z. B. „Geflügelprotein“, „Fleischhydrolysat“)
- Ein hoher Anteil an Getreide, Reis oder Kartoffeln dient häufig als günstiger Füllstoff – kann jedoch langfristig die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) belasten. Außerdem wird ein übermäßiger Stärkegehalt mit einem erhöhten Risiko für Giardienbefall in Verbindung gebracht.
Künstliche Konservierungsstoffe: BHA und BHT
In vielen Trockenfuttern werden zur Haltbarmachung synthetische Antioxidantien eingesetzt – allen voran BHA (Butylhydroxyanisol) und BHT (Butylhydroxytoluol).
Warum werden sie verwendet?
Sie verhindern, dass Fette im Futter ranzig werden – das verlängert die Lagerzeit.
Warum sind sie problematisch?
Beide Stoffe stehen im Verdacht, krebserregend zu sein und das Hormonsystem zu beeinflussen. In Tierversuchen wurden Leberschäden, Immunveränderungen und Verhaltensauffälligkeiten beobachtet. Die EU erlaubt sie nur in begrenzter Menge – trotzdem gelten sie als umstritten.
Besonders bedenklich:
Sie müssen nicht immer deutlich deklariert werden – oft steht nur „Antioxidationsmittel“ oder „Konservierungsstoffe“ auf dem Etikett.
Für sensible oder chronisch kranke Hunde sind diese Zusatzstoffe nicht empfehlenswert.
Typisches Beispiel: Was steckt im Trockenfutter?
Zusammensetzung:
Frische Ganz (min. 33,25 %), frisches Rind (min. 33,25 %), Kartoffeln (getrocknet), Fleischhydrolysat (2 %), Geflügelprotein (getrocknet 1,5 %), Erbsen, Bierhefe, Fischöl, Karotten, Flohsamenschalen
Was bedeutet das genau?
- Frische Ganz und frisches Rind – aber was genau davon? Muskelfleisch, Innereien oder Reste?
- Fleischhydrolysat: industriell aufgespaltenes Fleisch, das häufig als Geschmacksverstärker dient.
- Geflügelprotein: meist ein Sammelbegriff für stark verarbeitete Eiweißquellen – genaue Herkunft oftunklar.
Zusatzstoffe:
Vitamine A, D3, E, Zink, Kupfer, Selen, Jod – plus Antioxidationsmittel (Konservierungsstoffe) BHA und BHT?
Nährwerte pro 100g:
- Rohprotein: 23,5 %
- Fettgehalt: 16,5 %
- Rohfaser: 1,5 %
- Rohasche: 6 %
- Feuchtigkeit: 8 %
- Calcium : 1,1 %
- Phosphor 0,8 %
- Energie: 396 kcal
Auffällig:
- Calciumgehalt von 1,1 % – relativ hoch. Eine Überversorgung kann auf Dauer schädlich sein (z. B. Nierensteine, Verkalkungen, Herzprobleme).
- Wichtige Nährstoffe fehlen vollständig: Kein Hinweis auf Magnesium, Kalium, Eisen oder Omega-3-Fettsäuren.
Überfütterung und Übergewicht?
Häufige Fehleinschätzungen: Wie viel Trockenfutter ist wirklich richtig?
Trockenfutter ist ein Konzentrat. Das heißt die Futtermenge ist stark konzentriert:
Bei einer Frischfütterung bekommt ein Hund je nach Körpergröße und Gewicht 1,5 – 4% Futter des Körpergewichts.
Ein 20-kg-Hund braucht ca.200g Trockenfutter pro Tag– im Vergleich zu400–600 g Nassfutter, das etwa die doppelte bis dreifache Menge ausmacht.
Viele Halter verlassen sich auf die Angaben auf der Packung – doch diese sind oft zu hoch angesetzt. Warum?
Ein Beispiel für einen 20 kg schweren Hund:
Herstellerempfehlung: je nach Futter ca. 200 g pro Tag
Realität:
- 150 g reichen für Hunde mit guter Verwertung und wenig Bewegung
- 250 g brauchen nur sehr aktive, schlanke Hunde mit hohem Energiebedarf
- 200 g passen vielleicht für rund 25 % der Hunde – der Rest braucht mehr oder weniger
Dazu kommen Leckerlis, Kauartikel, Reste vom Tisch – und schon ist der Hund überfüttert.
Mehr zum Thema Übergewicht in einem weiteren Blog Artikel.
Aufbesserung von Trockenfutter
Wer auf sein Trockenfutter nicht verzichten möchte oder kann dem empfehle ich zum einen auf ein hochwertiges Trockenfutter umzusteigen. Und auf folgendes zu achten:
- Auf einen „normalen“ Fleischanteil achten
- Besser auf kaltgepresstes Trockenfutter achten
- keine Konservierung mit BHA, BHT! Besser auf natürliche Konservierung mit Vitamin E (Tocopherolen) oder Rosmarinextrakt umsteigen
- Mischfütterung mit einem Hochwertigen Nassfutter anstreben
- Zweimal täglich füttern (sehr große Hunde 3 x)
- Das Trockenfutter in etwas Wasser einweichen
- Trinkwasser attraktiver mit machen z.B. mit einem Tropfen Sahne,
- Zugaben von „Frischen Zutaten“, Gemüse, Obst, Eigelb, Hüttenkäse, etc.
Fazit
Ich persönlich bin kein Fan von Trockenfutter. Die starke Verarbeitung, Fehlende Feuchtigkeit, der oft überhöhte Salz- und Proteingehalt sowie ein unausgewogenes Nährstoffprofil sprechen aus ernährungsphysiologischer Sicht gegen eine dauerhafte Fütterung mit Trockenfutter.
Natürlich gibt es Situationen – etwa auf Reisen oder im Notfall – in denen es keine andere Möglichkeit gibt.
Und ja, mit frischen Zutaten, Wasser und hochwertigen Ergänzungen lässt sich Trockenfutter zumindest etwas aufwerten.
Aber: Unsere Hunde verdienen mehr als das Mindestmaß.
Natürlich gibt es Ausnahmen, bei denen Trockenfutter – gut ausgewählt und gezielt eingesetzt – sinnvoll sein kann.
Zum Beispiel bei tragenden Hündinnen:
Ab der zweiten Hälfte der Trächtigkeit steigt der Energie- und Nährstoffbedarf deutlich an – vor allem bei großen Würfen. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, hochwertiges Trockenfutter ergänzend zu füttern, da es energie- und nährstoffdicht ist und die Hündin oft nicht genug Volumen aufnehmen kann, um ihren Bedarf ausschließlich über frisches Futter zu decken.
Wer unsicher ist, ob die aktuelle Fütterung zu seinem Hund passt, sollte nicht raten – sondern wissen. Eine Rationsüberprüfung hilft, Fehlversorgungen zu erkennen und individuell gegenzusteuern.
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