Bedarfsgerechtes Hundefutter – was bedeutet das eigentlich?
Mir ist klar geworden, dass mein letzter Blog-Beitrag „Bedarfsgerecht – was heißt das überhaupt?“ etwas zu trocken und zu informativ geworden ist.
Dabei war es gar nicht so einfach nachzuvollziehen, was ich mit bedarfsgerechter Hundeernährung meine.
Darum möchte ich in diesem Beitrag ein konkretes Beispiel aufgreifen. (Die Rezeptur habe ich mir von ChatGPT kreieren bzw. abändern lassen.)
Beispiel
Nassfutter: Lamm mit Gemüse
Zusammensetzung:
- Lamm 65 % (bestehend aus 55 % Muskelfleisch, 25 % Herz, 15 % Lunge, 5 % Leber)
- Haferflocken 11 %
- Süßkartoffel 9 %
- Karotte 8 %
- Brokkoli 2 %
- Hanföl 1 %
Analytische Bestandteile:
Feuchte 74,3 %, Rohprotein 8,9 %, Rohfett 6,1 %, Rohfaser 1,0 %, Rohasche 0,5 %
Calcium 0,1 g/kg, Phosphor 0,8 g/kg
Analyse des Futters
Auf den ersten Blick wirkt das Hundefutter sehr hochwertig:
offene Deklaration, klare Zusammensetzung und gute Fleischanteile, keine Nebenerzeugnisse.
Wenn ich die Zutaten zusammenzähle, komme ich zwar nicht auf 100 %, was bei einem bedarfsgerechten Hundefutter wünschenswert wäre, aber immerhin auf 96 %.
Da kann man schon mal ein Auge zudrücken.
Doch beim genaueren Hinsehen fallen erste Schwachstellen auf:
- Kein Omega-3-Fettsäuren-Anteil ersichtlich
- Ungleichgewicht im Calcium-Phosphor-Verhältnis
- 5 % Leber – das ist zu hoch (entspricht 3,25 g pro 100 g, empfohlen sind 1–2 g pro kg Körpergewicht)
Durch den hohen Lebergehalt kommt es zu einer Überversorgung mit Kupfer (259 % statt empfohlenen max. 200 %) und Vitamin A (1.483 % statt maximal 1.000 %).
Auch wenn eine Vitamin-A-Vergiftung selten ist und erst bei extrem hohen Mengen vorkommt, zeigt dieses Beispiel, dass nicht alles, was auf den ersten Blick gesund aussieht, wirklich bedarfsgerecht ist.
Was fehlt?
Mit meinem Futtermittelprogramm -Foodcalculator von Heidi Hermann–
sehe ich schnell:
- es fehlen Calcium, Jod, Selen, Vitamin E und Vitamin D
- 1 % Hanföl reicht nicht aus, um den Omega-3-Bedarf des Hundes zu decken
Wie schon in meinem letzten Blog-Artikel erwähnt: Hunde können pflanzliche Öle schlechter verwerten als tierische.
Fütterungsempfehlung
Für einen gesunden, 15 kg schweren Hund liegt hier bei 872 g Futter am Tag – das wären 5,81 % des Körpergewichts.
Normalerweise liegt der Bedarf hier je nach Aktivität zwischen 2,5 und 3 % des Körpergewichts.
Die Empfehlung ist hier deutlich zu hoch und kann zu Übergewicht führen.
Rationsüberprüfung und Anpassung durch Ergänzungen
Als Hundeernährungsberaterin würde ich die Ration so anpassen, dass Protein- und Vitamin-A- und Kupfer-Werte im Gleichgewicht sind.
Das wären dann (nur noch) 500 g Nassfutter täglich.
Zusätzlich ergänze ich:
- Wildlachsöl für Omega 3
- Knochenmehl für Calcium
- ein Mineral- und Vitaminpräparat (z. B. Inropharm) für Zink, Vitamin E und Biotin
- Kokosraspeln für Selen
- Seealgenmehl für Jod
👉 Wichtig: Viele Zahnpflegeprodukte enthalten bereits Seealgenmehl – hier kann es leicht zu einer Überdosierung kommen.
Bitte bei einer Futterberatung unbedingt angeben!
Bedarfsgerechte Ration
Hier ein Beispiel wie eine art- und bedarfsgerechte Tagesration aussehen kann:
- 500 g Nassfutter Lamm mit Gemüse
- 9 g Wildlachsöl
- 10 g Knochenmehl (Menge abhängig von Tierart/Hersteller)
- 0,5 g Seealgenmehl
- 0,5 g Natural Feed Barf Basis Plus (Fertigpräparat)
- 10 g getrocknete Kokosraspel
Fazit:
Bedarfsgerechtes Hundefutter bedeutet mehr als „gute Zutaten“
Ich hoffe, mit diesem Beispiel konnte ich verdeutlichen, was ich unter bedarfsgerechter Hundeernährung verstehe.
Auf den ersten Blick wirken viele Futtermittel hochwertig – doch auf den zweiten Blick fehlen oft lebensnotwendige Nährstoffe oder es entstehen Überversorgungen.
Beides kann zu gesundheitlichen Problemen führen.
Wenn Du unsicher bist, ob Dein Hund wirklich alle Nährstoffe bekommt, die er braucht, buche gerne ein kostenfreies Erstgespräch mit mir. Gemeinsam schauen wir, ob Dein Hund optimal versorgt ist – für ein gesundes, langes Leben.
👉 Hier findest Du alles über meine verschiedenen Angebote der Futterberatung.