B.A.R.F und Fertig Pizza
Ja das ist die Kombi, die man bekommt, wenn der Hund wie ein König -tschuldigung Königin 😜 – speist und nach 2 Stunden kochen für einen Selbst bleibt am Ende nur Tiefkühlpizza bleibt.
Aber mal Spaß bei Seite. Ich habe tatsächlich eine Weile gebraucht bis ich einen guten (Mittel) Weg gefunden habe, damit sowohl Finja als auch ich was Ordentliches zum Essen bekommen. Tipps und Tricks zum B.A.R.Fen bzw. kochen folgen weiter unten.
In meinen letzten Blog-Artikeln habe ich über Deklaration, Zusatzstoffe, Trocken- und Nassfutter und den optimalen Bedarf deines Hundes gesprochen.
Heute möchte ich mal veranschaulichen, wie eine Ernährungsberatung bzw. eine Rationsberechnung für frisches selbstgemachtes Hundefutter aussieht.
Rationsberechnung und erster Überschlag
Meine Finja ist mit ihren 6kg ein echtes Fliegengewicht -haha… damit wir nach Mallorca fliegen können ✈️ 🌴… in der Kabine 😀 –
Für kleine Hunde gilt die Faustregel: etwa 3,5–4 % vom Körpergewicht landen täglich im Napf. Bei Finja macht das 210–240 g Futter – was in Hundesprache ungefähr ein kleines Festmahl ist und wenn ich bedenke das sie immer noch ihren Napf ausschleckt auch wenn er schon längst leer ist… hat sie dann noch Hunger oder hat’s nur so gut geschmeckt?
Und jetzt kommt die spannende Frage:
Woraus besteht so eine Portion eigentlich? Bei uns landet eine bunte Mischung drin – Fleisch und Innereien für die Power, Gemüse und Obst für die Vitamine und, wenn es passt, auch mal ein bisschen Kohlenhydrate als Extra.
Viele BARF-Bücher empfehlen ein Verhältnis von 70:30 (Fleisch zu Gemüse), manche sogar 80:20.
In der Praxis habe ich aber gemerkt: Damit steigt der Eiweißanteil und ist schnell zu hoch. Das ist auf Dauer nicht ideal, weil überschüssiges Protein in der Leber zu Ammoniak umgewandelt wird – und das kann den Körper belasten.
👉 Wichtig ist:
Es gibt hier kein „richtig“ oder „falsch“. Jeder Hund ist anders. Manche Hunde vertragen ein Verhältnis von 80:20 super, andere fühlen sich mit 50:50 wohler.
Beim Fleischanteil wird dann noch weiter aufgeteilt in:
- 50% Hochwertiges Muskelfleisch
- 15% Knochen oder Knochenmehl
- 20% Innereien wie Niere, Herz, Magen, Leber
- Leber max. 1-2g pro kg Körpergewicht!
Dazu kommen dann noch Gemüse und Obst ggf Kohlenhydrate
- 80% Gemüse
- 20% Obst (nicht mehr füttern wegen Fruchtzucker)
- ggf. Kohlenhydrate
Warum Knochen tricky sind 🦴
Knochen zu füttern bringt immer ein Risiko mit sich. Gekochte und Tragende- bzw. Röhren Knochen können splittern und zu schweren Verletzungen führen. Des Weiteren besteht die Gefahr von Knochenkot die bis zu einem Darmverschluss führen kann. Deshalb stehen in meinen Futterplänen Knochenmehl. Das hat den Vorteil das ich ganz genau dosieren kann und die meisten Hunde vertragen es gut, selbst wenn sie keine „richtigen“ Knochen vertragen.
Kohlenhydrate gut oder schlecht?
Viele BARF-Berater lehnen Kohlenhydrate komplett ab.
Häufig wird gewarnt, dass zu viel Stärke den Darm aus dem Gleichgewicht bringen und Giardien begünstigen kann.
Damit ist oftmals Trockenfutter gemeint das zu einem großen Teil aus Stärke besteht.
Aber manchmal können Kohlenhydrate sehr sinnvoll und nützlich sein, z.B. wenn der Hund nur wenig Fett verträgt oder wenn es dem PEQ (Verhältnis Protein/Energie) nicht ganz ausreicht. Oder der Hund sehr schlank ist.
Erster Überschlag
Überschlags-Futtermenge (Ration gesamt 210-240g)
- 150-170g Fleisch (aufgerundet 😉) bestehend aus:
- 75-85g Muskelfleisch
- 22-25g Pansen
- 22-25g Knochen bzw. Knochenmehl
- 30-35g Innereien (davon 6-12g Leber)
- 40-60g Gemüse
Je nach „Gusto“ kann man 1-2 Fleischsorten und 1x die Woche Fisch für Omega 3 füttern.
Um zu prüfen, ob die Ration passt und welche Nährstoffe schon abgedeckt sind, nutze ich den Foodcalculator von Heidi Hermann.
Der Foodcalculator ist für mich wie ein Navi: Ich gebe die Zutaten ein, und er zeigt mir, wo noch Nährstoff-Lücken sind.
Was noch fehlt, ergänze ich mit Futterzusätzen und/oder Samen, Ölen oder Kräutern.
Dabei gilt es IMMER zu beachten das es große individuelle haltungs-, alters-, leistungs- und rassebedingte Abweichungen! Wie auch wir Menschen jeder Hund ist individuell.
Ich gebe stehts mein Bestes auf die Individuellen Bedürfnisse einzugehen.
So sieht Finjas Wochenplan aus
- 480g Rind
- 200g Rind Niere oder Herz
- 60g Leber
- 80g Lachs
- 350g Fenchel
- 210g Kartoffel
- 50g Butter (das Rindfleisch das ich kaufe ist sehr mager, sonst reicht der Fettanteil nicht)
- 1 Tropf. Allcura Vitamin D
- 1g Seealgenmehl (Für Jod)
- 30g Knochemmehl
- 1,5g Danuwa Elements Spurenelemente (für Magnesium, Kupfer, Mangan, Zink)
- 25g Kokosflocken (Reich an Selen und hat eine Antiparasitäre Wirkung)
Alle Futterergänzungsmittel mische ich in einem Glas und Finja bekommt zu jeder Portion etwas über das Futter.
Was es beim Kochen zu beachten gilt
Eigentlich muss man Fleisch und Innereien nicht kochen. Für Hunde mit empfindlichem Magen oder Darm kann es aber sinnvoll sein, da mögliche Keime so abgetötet werden. Außerdem ist leichter verdaulich.
Da Fleisch beim Kochen Wasser verliert, wiege ich alles vorher in rohem Zustand ab. Außerdem gehen einige Nährstoffe – vor allem Vitamine, teilweise auch Mineralien verloren. Die Mineralien gehen zum Großteil ins Kochwasser das heißt die Brühe einfach mitfüttern. Bei den Vitaminen muss man dann mit einem Futterergänzungsmittel ausgleichen.
Was du bei Gemüse beachten solltest
Grundsätzlich gilt: Fast alles Gemüse und Obst, das auch wir Menschen essen, darf in den Napf – mit ein paar Ausnahmen (dazu gleich mehr).
Kohl würde ich wegen der Blähenden Eigenschaften eher weglassen.
Geeignet sind zum Beispiel:
- Karotten
- Topinambur
- Spargel
- Pastinaken
- Blattsalate (z. B. Eisberg, Feldsalat)
- Fenchel
- Gurke
- Kartoffeln (gekocht!)
- Stangensellerie
- Zucchini
- Kürbis
👉 Brokkoli, Rote Beete und Spinat bitte nur in kleinen Mengen füttern.
Das Gemüse kannst du sowohl roh als auch gekocht geben. Wichtig beim rohen Füttern: Immer fein pürieren! Raspeln reicht nicht, da Hunde die Nährstoffe sonst nicht richtig aufnehmen können.
Achtung – giftig für Hunde!
Folgende Lebensmittel dürfen auf keinen Fall gefüttert werden:
- Auberginen
- Avocado
- Bärlauch
- Kaffee
- Kartoffeln (roh!)
- Knoblauch
- Macadamia-Nüsse
- Muskatnuss – schon in kleinen Mengen. ACHTUNG bei Kartoffelbrei!
- Paprika (unreif)
- Peperoni/Chili/Pfeffer und andere (scharfe) Gewürze
- rohe Hülsenfrüchte (z. B. Kichererbsen, Bohnen)
- Rhabarber
- Schokolade 🍫 (Falls doch mal was stibitzt wird: gibt es Schokoladen-Rechner im Internet)
- Schweinefleisch (roh)
- Tomaten (roh)
- Weintrauben und Rosinen
- Xylit / Xylitol (Birkenzucker) – im Speiseeises🍦
- Zwiebeln und alle Lauchgewächse (Knoblauch, Bärlauch, Schnittlauch etc.)
Tipps aus der Praxis
Ob ich für 1 oder 2 Wochen vorkoche– der Zeitaufwand ist fast derselbe. Ich friere einfach alles portionsweise ein und taue abends die nächste Mahlzeit auf.
Kollegen von mir nutzen einen Thermomix und bereiten jeweils 3 Tage frisch vor.
Mit Gemüse schibbeln, Kochen und Portionieren – da ich vorher alles genau abgewogen habe reicht es aus, pi mal Daumen zu portionieren, da braucht man keine Briefwage- bin ich gute 2 Stunden beschäftigt.
Mein Tipp fürs Frauchen oder Herrchen: Am Vortag die doppelte Portion für sich kochen, dann muss man es nur noch erwärmen und steht nicht nochmal in der Küche und hat trotzdem was Gesundes auf dem Teller.
Finja liebt es, wenn ich für sie koche schon beim Gemüse schibbeln, wird sehnsüchtig darauf gekocht das etwas „runterfällt“. Beim Portionieren oder den Rest Fleisch von Knochen 🍖 zu nagen findet meine Süße echt genial. 😍
Fazit
Ob B.A.R.F oder gekocht hat den Vorteil, Du als Besitzer, weißt ganz genau was im Hundenapf landet. Aber man muss sich dafür Zeit nehmen. Und man sollte sich mit dem Thema auseinandersetzten. Jeder Futterplan muss von Zeit zu Zeit mal überarbeitet werden.
Hält man sich nicht genau an den Plan, können Fehler passieren, die dem Hund schaden bzw. seiner Gesundheit schaden können.
er den Aufwand scheut, sollte lieber auf hochwertiges Nassfutter zurückgreifen und Nährstofflücken gegebenenfalls ausgleichen
Mal ganz ehrlich, wenn Finja minutenlang ihren Napf ausschleckt und immer wieder hinläuft um nochmal zu schauen ob nicht doch noch was da ist.
Ein größeres Lob „Frauchen das hat echt Lecker geschmeckt gibt’s doch nicht!“ 🥹😍